Zeittafel der Zunderschwammherstellung
1698
Nächst der Schwammfabrikation belebte die hier 1698 errichtete Glashütte den Ort, vermehrte die Bevölkerung, ……..
1700
Nach Brückner trug die Schwammfabrikation also seit etwa 1700 wesentlich zum Lebensunterhalt der Menschen in Neustadt bei.
Vordem hatte der Ort durch seine Schwammfabrikation, die jetzt auf den fünften Teil reduziert ist, sich Ruf (Schwamm-Neustadt) und Nahrung verschafft.
Als sich auch in Europa das Tabakrauchen stark ausgebreitet hatte und andererseits in Neustadt die Glashüttenproduktion immer weniger abwarf, besannen sich die Neustädter wieder einmal auf das, was ihnen der Wald bot. Sie sammelten in großen Mengen den Baumschwamm, lateinischer Name: Fomes fomentarius, in den nahegelegenen Buchenwäldern.
Die Neustädter schnitten das schwammartige Werg heraus und fertigten daraus einen Zunder, …
1746
… angesichts der kränkelnden Glasindustrie, der verblühten Schwammklopferei und eine bedenklich hohe Bevölkerungszahl…
1764
Häufige Berufsbezeichnungen in dieser Zeit: …… Schwammhändler………
1811
Am 26. Febr. wurde der Schwammhändler Johann Jacob Dietz von hier in der Nähe des hiesigen Ortes auf der Schwarzb. Grenze todt gefunden. Wahrscheinlich ist er bei der Heimkehr von der Reise vor Ermattung niedergedrückt worden.
1812
Die Schwammbereitung ist wahrscheinlich um 1700 herum entstanden und stand an erster Stelle der Beschäftigungen in der Rennsteiggemeinde.
Als im Jahre 1812 das Glasgewerbe zum Untergang verurteilt war, mußten sich die Bewohner von Neustadt nach einem anderen Erwerbszweig umsehen, um weiterhin ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Es war die Zündschwamm – Fabrikation, die unserem Dörfchen den Namen „Schwammneustadt“ einbrachte.
Wenn man anfing, den Zunderschwamm herzustellen, wird sich kaum feststellen lassen. In der Zeit, da der Glashüttenbetrieb weniger abwarf, wird man – das sind Vermutungen – sich nach anderem Verdienst umgesehen haben. Ob nur der Zufall auf die Verarbeitung des in den damals noch nicht so kunstgerechten gelichteten Wäldern wachsenden Schwamm (Boletusigniarius) geführt hat, der ob ein Glashändler irgendwo auf seinen Reisen die Schwammfabrikation gesehen und heimgebracht hat, wer will das sagen.
Im Jahre 1812 wird die Schwammbereitung schon an erster Stelle unter den neben der „Arzneiglasverfertigung“ sich befindenden Beschäftigung der Neustädter genannt. Es heißt bei von Hof und Jacobi unter anderem: „Die Schwammbereitung war sonst eines der einträglichsten Gewerbe und wird jetzt noch in nicht unbedeutender Ausdehnung von mehr als 20 Familien betrieben.“
1819
Häufige Berufsbezeichnungen sind in diesen Jahren: ……Schwammhändler…….
1830
Die Schwammerlmacher standen vor dem Ruin. Aber sie gaben nicht auf. Hölzchen!? Holz haben wir doch in Massen, also: Phosphorhölzer selber machen! Doch wie?
Hans Schmidt mußte helfen. Dieser Neustädter arbeitete in einer der neuen Berliner Zündholzfabriken, die gegen 1830 zu produzieren begonnen hatten. Er kam zurück und lehrte seinen Brüdern und Schwestern die besten Fetigungsmethoden.
1833
In einem Kirchenbuch steht folgender Vermerk: „Jacob Kahl soll der erste Schwammhändler gewesen sein.“ Erwähnt werden:
Schwammfabrikant – Schmidt
Schwammhändler – Lutz, Schmidt, Speitel
Schwammmacher – Heinz, Lutz, Kahl
1842
Wenn man bedenkt, daß man sich die Mühe machte, die Schwämme auf Pferdekarren von Tirol, aus Böhmen, aus Brandenburg, ja sogar von Galizien bis nach Neustadt zu transportieren, um Zunder herzustellen, so müßte man zu der Annahme kommen, daß die Arbeit sehr einträglich gewesen ist. Sie war es auch, doch waren nicht die Neustädter die Nutznießer dieser Arbeit, sondern die Verleger, die den Feuerschwamm lieferten und den fertigen Zunder zum Verkauf brachten. Allein im Jahre 1842 wurden 430 Zentner Feuerschwamm hergestellt. In dieser Zeit hatte dieser Erwerbszweig bereits seinen Höhepunkt erreicht.
1851
Die „Schwammklopferei“ wurde von der noch weitaus gefährlicheren Herstellung von Zündhölzern abgelöst, die bei einer Produktion von 350 Zentnern ca. 100 Familien Heimarbeit bot.
1853
Schwammfabrikant – Gustav Schmidt, Karl Brückner
1854
Schwammfabrikant – Wilhelmine Hermine Kahl, Ludwig Heinz
1856
Schwammfabrikant – Auguste Mathilde Heinz
1858
Schwammfabrikant – Friedrich Grimm, Joseph Grimm
1859
Schwammfabrikant – Leonhard Kahl
1860
Am 01. Januar beginnt der Handelsmann und Schwammfabrikant Johann Christoph Friedrich Speitel (01.05.1811 – 27.09.1877) mit der fabrikmäßigen Herstellung von Zündhölzern
1861
Schwammhändler – Louis Rauch
1867
Schwammarbeiter – Friedrich Ferdinand Constantin Greiner
1873
Wwe. Marie Schmidt (später Unterneubrunn, dann Köln) begann mit einer Schwammfabrikation – es wurden Wund-, Zeichen- und Industrie-Schwämme hergestellt und vertrieben
1880
Da der Verkauf von Feuerschwamm seit dem Aufkommen des Schwefelhölzchens nicht mehr recht gehen wollte, wandte sich eine Familie nach der anderen der Herstellung der Zündhölzer zu. Etwa 100 Familien betrieben das Gewerbe im Jahre 1880. Nun wurde dies das Hauptgewerbe von Neustadt.
1897
Es gab nur noch 1 Schwammacher – Carl Leopold Schmidt
1905
Die Zubereitung des Zunders war aufwendig, nährte aber seinen Mann, … (Diesen Schwamm gebrauchte man auch als Dekorationsmaterial, Wundverband und Wischer beim Zeichnen.)
Als Feuerzunder mußte der Pilz mit Salpeterlauge präpariert werden. 1905 waren noch 15 Arbeiter … mit der Herstellung von Feuerschwamm beschäftigt.
August Schab wird als Schwammarbeiter erwähnt.
1910
Postkarte für Kundenbesuche von Schwamm- und Zündholzfabrikant Carl Leopold Schmidt
1925
Erst um 1925 erlosch das Gewerbe zur Herstellung des Feuerzunders aus Feuerschwamm.
1927
Nach dem ersten Weltkrieg waren es noch 10 Schwammklopfer, die aber mit großen Absatzschwierigkeiten (durch die Zündholzfertigung) zu kämpfen hatten. 1927 hörten die letzten damit auf, obwohl noch einige Unentwegte „Schwämme klopften“, um in dieser Notzeit mit dem Material ihren Pfeifentabak zu „strecken“.
1989
Wiederbeginn der Zunderschwammherstellung, zum Erhalt des alten Handwerkes (zur 500 Jahrfeier).
1995
Pilz des Jahres
Erarbeitet für die Heimatstube des Thüringer Rennsteigverein e.V. Neustadt am Rennsteig im März 1997 durch Manfred Kastner.
Neubearbeitung für das Rennsteig – Museum: Erkenntnisstand Februar 2015