Auf den Spuren von Julius von Plänckner
Rennsteigwanderung 19.04.2015 bis 23.04.2015 von Rainer Erdmann / Berlin
1. Tagesmarsch:
Beginn: Sonntag, den 19.04.2015 – 08.41 Uhr
Wegstrecke: Hörschel bei Eisenach (Beginn des klassischen Rennsteiges) bis zum Kleinen Inselsberg (Pension „Reitstein“) ca. 34 km
Besonderheit: Großer Höhenunterschied Hörschel 200 m ü. NN / Großer Inselsberg 916 m ü.NN
Wandertipps: Wanderschuhe mit mittlerer Sohlenstärke benutzen, Schlafsack unbedingt mitnehmen, da in jeder Schutzhütte in der Regel eine Ecke mit Bretterrosten vorhanden ist, auf dem man schlafen kann.
Sehenswürdigkeiten am Wegesrand:
• Gedenkstein Julius von Plänckner gestiftet vom Gutsmuths- Rennsteig Laufverein e.V.
• Vachaer Stein (7,9km)
• Historischer Wegweiser an der Via Regia Leipzig-Eisenach-Frankfurt am Main
• Glöckner ( Denkmal der Ruhlaer Forstanstalt)
• Scheffeldenkmal
Ich begann meine Wanderung in Hörschel, wo ich nach altem Brauch einen Stein am Ufer der Werra aufhob, um ihn auf der gesamten Wanderung bei mir zu tragen. Den ersten steilen Anstieg gab es am Großen Eichelberg. Oben angekommen luden Wiesen auf eben erdigen Höhenprofil zu einer Rast ein. Man hat einen herrlichen Ausblick auf die Umgebung. In der Gemarkung Marksuhl waren noch die Auswirkungen des Sturmes „Kyrill“ von 2007 zu sehen. Einige Wegabschnitte werden hier von freigelegten Wurzeln bestimmt. Am Wegesrand sieht man die Bergrettungsstation Auerhahn/Rennsteig der Bergwacht Thüringen.
Meine nächste Rast machte ich am Glöckner, einem Denkmal der Ruhlaer Forstlehranstalt. Am Scheffeldenkmal machte ich wiederum eine Brotzeit. Weiter ging es auf einen Hohlweg steil nach oben, so dass ich auf den Großen Inselsberg gelangte. Nach kurzer Rast erfolgte der Abstieg über die „Reitsteine“. Dieser Weg erwies sich als äußerst schwierig und gefährlich. Für mich war diese Erfahrung sehr einprägend und daher empfehle ich den Originalrennsteig niemals zu verlassen. Schließlich erreichte ich die Pension „Reitstein“ so gegen 19.00 Uhr.
2. Tagesmarsch:
Beginn: Montag, den 20.04.2015 gegen 06.00 Uhr
Streckenverlauf: Kleiner Inselsberg (km 34) – Schmücke (km 71)
Mit den ersten Sonnenstrahlen und bei Vogelgezwitscher begann ich meinen 2. Wandertag in bester Stimmung. Erster Schwierigkeitsgrad war ein in den Berg eingebauter Treppenabschnitt, der relativ steil nach oben führte. Ansonsten war der Streckenabschnitt leicht zu wandern. Es wechselten sich leichte Anstiege mit leichten Abstiegen ab. Die Landschaft war vorwiegend von Tannen- und Buchenwald geprägt. Nächster markanter Punkt der Wanderung war das Heuberghaus an der Fernverkehrsstraße Friedrichroda – Schmalkalden. Vorbei am Spießberg näherte ich mir der Ebertwiese. Rastplatz war jetzt die „Alte Ausspanne“, wo ich einen kleinen Imbiss zu mir nahm. Nach einem steilen Anstieg zeigte ein Hinweisschild „Letzte Bergwacht vor Oberhof“ an. Dann erfolgte nochmals ein steiler Anstieg bis auf 800 m. In 850 m Höhe lag noch eine teilweise geschlossene Schneedecke. Die Ausschilderung des Rennsteiges ist hier aber vorbildlich. In Wachsenrasen gibt es eine Schutzhütte mit Inschrift für Wanderer. So erreichte ich Oberhof(Grenzadler). Dieser Ort wird sehr touristisch vermarktet und ich war froh wieder die Ortslage verlassen zu können. In Richtung Schmücke erreichte ich das Rondell. Hier erstreckt sich auf der rechten Seite der Rennsteiggarten mit einer großen Artenvielfalt an Pflanzen. Mein Wanderweg führte mich an dem Aussichtspunkt „Plänckners Aussicht“ mit einem Gedenkstein für Justus (Julius) von Plänckner. Von hier aus hat man eine herrliche Aussicht auf die Stadt Suhl. Vorbei an der Wetterstation des Bundesumweltamtes erreichte ich gegen 18.00 Uhr die Berggaststätte Schmücke. Die Ausstattung der Gaststätte entspricht typischem DDR Niveau. Flexibilität und Freundlichkeit ließ zu wünschen übrig. Das Essenangebot erstreckte sich lediglich auf Kesselgulasch und die Preise fand ich für überteuert. Die Zimmerausstattung entsprach wiederum DDR-Standard. Für mich als Wanderer war diese Übernachtungskomfort ausreichend. Es war für mich noch ein glücklicher Umstand, dass ich zu dieser Zeit noch Personal vorfand, denn eine Stunde später wäre eine Übernachtung nicht mehr möglich gewesen. Die Öffnungszeiten der Berggaststätte waren nicht gerade auf Wanderer abgestimmt.
3. Tagesmarsch:
Beginn: Dienstag, den 21.04.2015 ca. 05.10 Uhr (Wanderbeginn mit Taschenlampe im Dunkeln, da viele freigelegte Wurzeln auf dem Weg. Sehr große Sturzgefahr!)
Wegstrecke: Schmücke bis Limbach ca. 40 km
Die Wanderung führte mich über Mordfleck über einen gut ausgebauten Schotterweg durch Mischwald zum Rennsteigbahnhof. Hier machte ich eine kurze Rast und besichtigte den Bahnhofsbereich. Der Bahnhof machte einen sehr gepflegten Eindruck und es war erkennbar, dass er erst vor kurzem rekonstruiert wurde. Ortsausgang Allzunah wechselte ich mein Schuhwerk. Ich hatte erhebliche Fußprobleme, da ich seit der Höhe von ca. 800 m (Region Oberhof, wo ich vereinzelt eine geschlossene Schneedecke vorfand) mit normalen Arbeitsschuhen gewandert bin. Ich zog wieder meine Sportschuhe an, die anfangs eine leichte Linderung der Schmerzen brachten.
Nächster Rastpunkt war der Dreiherrenstein, der bis vor kurzem noch den alten Mittelpunkt des alten Rennsteigs darstellte. Nach einer Neuvermessung wurde dieser Mittelpunkt weiter östlich neu festgelegt. Ich habe diese Markierung so ca. 8.10 Uhr erreicht. Anschließend wanderte ich Richtung Neustadt am Rennsteig. In der Ortsmitte befindet sich das Wohnhaus der Familie Kastner. Mit Herrn Kastner hatte ich ein kurzes Gespräch über meine bisherigen Erfahrungen auf der Rennsteigwanderung. Ortsausgang Neustadt am Rennsteig begannen meine Fußprobleme richtig massiv zu werden. Der Weg nach Masserberg erschien mir unendlich weit. 2- 3 km vor Masserberg war die Wanderung sehr beschwerlich, da der Rennsteig etwas steil als Hohlweg mit viel Geröll zu begehen war. Mit letzter Kraft erreichte ich Masserberg, wo ich mich aber nicht weiter aufhielt. Es befindet sich hier am Ortsausgang die Rennsteigwarte/Turmbaude, ein Aussichtspunkt für diese Gegend. Mein nächster Zwischenstopp sollte Friedrichshöhe sein. Der Ort Friedrichshöhe war die kleinste Gemeinde der DDR (32 Einwohner) und hier befand sich bis 1961 die letzte Einklassenschule der DDR. Die Weiterwanderung erfolgte Richtung Dreistromstein. Gegen 18.00 Uhr erreichte ich den Ort Limbach und die Pension „Rennsteigrose“. Die Inhaberin Frau Pauli, eine kompetente Frau in bezug auf Fußprobleme bei Wanderungen, riet mir es einmal mit Blasenpflaster zu versuchen. Dies erwies sich als ein goldrichtiger Ratschlag und meine Wanderung war gerettet. Mein Abendessen nahm ich in Elkes „Jägerstube“ ein. Hier habe ich eine typische Thüringer Bratwurst mit Kartoffelbeilage gegessen und ein Glas Fassbier getrunken. Limbach steht für mich als Symbol für Thüringer Gastfreundschaft.
4. Tagesmarsch:
Beginn: Mittwoch, den 22.04.2015 gegen 6.30 Uhr
Wegstrecke: Limbach bis Brennersgrün ca. 50 km (mit Umweg über Lehesten)
Bei gutem Wanderwetter und Temperaturen um 25 Grad Celsius erreichte ich schnell Neuhaus am Rennweg. Dann trübte sich das Wetter jedoch ein und die Rennsteigkennzeichnung in Neuhaus wurde unübersichtlich. Im Industriegebiet war der Verlauf des Rennsteigs für mich nicht erkennbar und ich musste die weitere Streckenführung bei Anwohnern erfragen. Die Streckenführung erfolgte durch den gesamten Ort Neuhaus am Rennweg in Richtung Ernstthal. Dort überquerte ich eine Fernverkehrsstraße an der sich ein Denkmal für alle gefallenden Wintersportler aus der Zeit des 1.Weltkrieges befindet. Über das Feriengebiet Brand und dem Ort Spechtsbrunn mit großer Industrieansiedlung ging es weiter in Richtung Steinbach am Wald. Hier gibt es viele Hinweistafeln, die den Verlauf der ehemaligen innerdeutschen Grenze darstellen. Auch gibt es einen Gedenkstein von 1990, der über die jetzt wieder mögliche Wanderung der gesamten Rennsteigstrecke informiert. Nun befand ich mich auf dem Gebiet des Freistaates Bayern in Steinbach am Wald. Am Zollhaus Schildwiese verläuft der Rennsteig parallel zur Fränkischen Hochstraße und ist auf einer Sreckenlänge von ca.7 km asphaltiert. Leider war mir nicht möglich, in Bayern Blasenpflaster zu bekommen, da im Freistaat die Apotheken mittwochs um 14.00 Uhr schließen. In Bayern ticken die Uhren eben anders! Man empfahl mir in Lehesten in Thüringen eine Apotheke aufzusuchen. So musste meine Rennsteigwanderung sich um einige Kilometer verlängern, da ich einen Umweg über Lehesten nehmen musste. Über eine Museumsanlage, die den Schieferabbau in Thüringen veranschaulicht, erreichte ich den Ort Lehesten. Mein Blasenpflaster bekam ich in einer Apotheke im Ort. Nun wollte ich wieder zu dem Originalrennsteig und dies war nur möglich in Brennersgrün. Vorbei am Abzweig Altvaterturm ging es zu dem erwähnten Ort. So gegen 19.00 Uhr erreichte ich Brennersgrünn und fand Unterkunft in einem Ferienhaus.
5. Tagesmarsch:
Beginn: Donnerstag, den 23.04.2015 ca. 07.30 Uhr
Wegstrecke: Brennersgrün bis Blankenstein ca. 20,5 km
Nun war ich wieder auf der Originalrennsteigstrecke. Buchen- und Tannenwald sowie leichte Anhöhen bestimmen die Landschaft. Zweimal musste ich die ehemalige „ innerdeutsche Grenze“ passieren. Man konnte in diesem Abschnitt noch den Kolonnenweg erkennen. Ich hatte Schmerzen an den Füßen und machte in der Nähe des Ortes Rodacherbrunn eine kurze Rast. Jetzt kam es zu einem allmählichen langen Anstieg, der auf den Culmberg führte. Durch eine Schonung ging mein Weg an einer Wiesenkante vorbei, wo gerade ein junges Paar eine zünftige fränkische Brotzeit machte. Sie luden mich zu einer deftigen fränkischen Wurst mit Brötchen ein und wir plauderten über den Rennsteig und unser gemeinsames Etappenziel Blankenstein. Nach dieser kurzen Rast setzte ich meine „luftbereifte“ Wanderung fort. Ich wählte jetzt einen kleinen Umweg über einen Feldweg, an dessen Wegrand ein 400 Jahre alter Apfelbaum stand. Diesen altehrwürdigen Obstbaum wollte ich unbedingt sehen. Der Feldweg führte direkt in den Ort Schlegel, wo ich wieder auf den Rennsteig stieß. Danach verläuft der Rennsteig vorbei am Rastplatz Wegspinne und dem Ort Kießling nach Blankenstein. Der weitere Verlauf des Wanderweges geht durch den Kleinstadtbereich. Das Standbild eines Wanderers empfing mich 0,4 km vor dem Ziel. Danach steigt man über Treppen zur Selbitzbrücke, wo man nach altem Brauch einen Stein vom Ufer der Werra den Fluten der Saale, die ca. 200 m bis 300 m von der Selbitzbrücke vorbeifließt, übergibt. Dies habe ich auch getan.
Anmerkung:
Mein „maroder Zustand“ machte es notwendig, die medizinische Einrichtung des Roten Kreuzes in Blankenstein aufzusuchen. Sie befand sich in unmittelbarer Nähe der Selbitzbrücke. Nach kurzer Wartezeit wurde ich sehr gut medizinisch versorgt. Man desinfizierte mit einem Spray die Blasenstellen und legte neues Blasenpflaster auf. Anschließend wurden die Füße mit Mullbinden verbunden. Zusätzlich bekam ich eine Tetanusauffrischung. Später in Berlin-Marzahn angekommen war das Blasenproblem innerhalb von wenigen Tagen behoben. Deshalb ist passendes Schuhwerk sehr wichtig und – Blasenpflaster bitte nicht vergessen!!!